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Fränkischer Theatersommer

Pressekritik: „Verlorene Liebesmüh“ in Kühlenfels

Shakespeare to go in Kühlenfels

KÜHLENFELS – Shakespeare hätte nicht schlecht gestaunt, was man aus Pressspanplatten und grünem Baumarkt-Rollrasen alles machen kann. Eine schlichte Kulisse als Plattform für den ewigen Reigen um leidenschaftliches Begehren, verschmähte Liebe und lustvolle Verwirrung. Da wird missverstanden, geschwiegen und zurückgewiesen, es werden Eide geschworen, Strategien ausgeheckt und Freunde beleidigt. Um schließlich erleichtert und selig in den Schoß der aufrichtigen, echten, großen Liebe zu sinken.

Doch von Anfang an: Die sieben Schauspieler der frühen Shakespeare-Komödie „Verlorene Liebesmüh“ erzählen die Geschichte des Königs Ferdinand von Navarra (gespielt von Martin Habermeyer), der mit seinen Hofherren Berowne (Benjamin Bochmann) und Longaville (Stephan Bach) die sogenannte „Akademie im Kleinen“ gründet.

Berowne, ein leidenschaftlicher Lebemann, will die Aussicht auf Enthaltsamkeit so gar nicht gefallen. Longaville, ebenfalls kein Kostverächter, wenn es um Kulinarisches geht, will das ebenso wenig schmecken, was sich sein Herrscher ausgedacht hat. Der wiederum lässt sie, unter Androhung von Sanktionen ob ihres anfänglichen Widerstandes, einen Eid leisten. Drei lange Jahre sollen sie den Pfad der Tugend beschreiten: fasten, philosophieren und vor allem: keine Frauengeschichten. Unbeweibt, wie es heißt. Aber natürlich klappt das nicht. Das Weib erscheint, der Mann ist hin und weg. Alle geleisteten Schwüre werden umgehend gebrochen.

Im Geheimen werden Liebesbriefe an die angereisten Angebeteten verfasst: an die Prinzessin von Frankreich (Maria Adriana Albu) mit ihren Hofdamen Rosalie (Laura Mann) und Maria (Susanna Bauernfeind).

Schädel, der hündisch devote Diener des Königs — dargestellt von Markus Veith — soll sie zustellen und bringt damit erst richtig Würze in die Liebessuppe, indem er die Botschaften vertauscht. Die Damen machen sich einen Spaß daraus, sich gegenseitig die fehlgeleiteten Liebesschwüre vorzulesen und führen den König sowie dessen Mannen in der Folge an der Nase herum. Schließlich geht die List der Frauen auf, der König entbindet sich und seine Gefährten vom geleisteten Eid und dem Happy End steht nichts mehr im Wege. Und auch wenn die Damen eine einjährige „Standhaftigkeitspause“ fordern, finden die Verlobungsgeschenke großen Anklang: Delikatessen von Käfer, Dessous von Hunkemöller und Diademe von Dior.

 

Wortwitz, Dynamik, Timing

In der knapp zweistündigen, rasanten Komödie des englischen Stardichters Shakespeare ist es eine reine Freude, dem hoch motivierten Ensemble zu folgen. Mit scharfzüngigem Wortwitz, rasanter Dynamik und großartigem Timing ziehen die sieben Akteure unter der Regie von Heidi Lehnert die Besucher vom ersten Moment an in ihren Bann.

Idyllisch unter Linden mit Blick auf das malerische Schloss haben sich Theaterbegeisterte aus ganz Franken, viele davon Freunde und Bekannte der Schlossherrin Irmgard Belz, versammelt. Sie genießen die Spielfreude der Schauspieler ebenso wie den Esprit des Dichters, dessen Geschichte von Liebesglück und Liebesleid und den damit verbundenen Irrungen und Wirrungen auch 400 Jahre nach seinem Tod nichts an Aktualität eingebüßt hat.

Heidi Lehnert führt dabei kreativ und fokussiert Regie, modernisiert, dampft ein, kürzt Dialoge, streicht Nebenrollen, verändert sogar Inhalt und Motivationen der Figuren — und bleibt doch immer beim Wesentlichen: dem ewigen Spiel zwischen Mann und Frau. Dem Stück tut das gut und macht den Abend zu einem Theatergenuss.

Das hoch motivierte Ensemble, überwiegend alte Fränkische Theatersommerhasen, bringt das Bühnenbild von David Grimm mit vollem körperlichen Einsatz zum Leben und evoziert Bilder voller Leidenschaft, Witz und Hingabe. Da werden die drei gezimmerten Kisten zu Podesten, Liegen oder Thronen, werden gedreht, gestürzt, gewendet, mal erkennt man sie als Hecke, mal als Bett, mal als höfische Toilette.

Weniger ist mehr: Das ist auch das Motto bei den Kostümen. Mit Kunstpelzapplikationen, Karomustern und stringenter Farbgebung schafft Nikola Voit ein ideenreiches Kostümbild mit viel Liebe fürs Detail. Die Halsbänder der Protagonisten, an deren Farbe man die Zusammengehörigkeit der Paare erkennt und die passend dekorierten Papp-Kaffeebecher der adligen Damen sind nur einige Designgimmicks der gekonnt in die Moderne übersetzten Shakespeare’schen Kleiderordnung.

Das Publikum dankt den Künstlern mit lange anhaltendem Applaus angesichts eines Abends voller Spielfreude und anregender Unterhaltung.

Von Gisela Leinberger

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