Nachruf auf einen lieben Freund und Förderer
Wolfgang Pietschmann, Hollfelder Lehrer und Bildhauer, war ein Kulturförderer durch und durch. Zahlreiche kulturelle Initiativen für die Stadt Hollfeld und den Landkreis Bayreuth gehen auf ihn zurück.
Er gab auch den entscheidenden Anstoß zur Gründung des “Theatersommers Fränkische Schweiz”. Anfang der 90er Jahre nahm er Kontakt zu mir auf und konfrontierte mich mit der Vision, die Kultur auf dem Lande unter anderem durch Theateraufführungen zu beleben.
Er war tief verwurzelt mit Hollfeld und der Fränkischen Schweiz und nahm sich viel Zeit, mir die landschaftliche Vielseitigkeit dieser Region nahe zu bringen. Wir unternahmen viele Ausflüge und bald brauchte es keine Überredungskraft mehr: Ich war davon überzeugt, dass wir gemeinsam dieses Abenteuer eines Wandertheaters ab der Saison 1994 riskieren sollten.
Hilfestellung gab er überall dort, wo es nötig war: bei der Anfertigung von Bühnenbildern, bei der Einrichtung eines Probe- und Aufführungsraums in St. Gangolf, bei der Organisations-Arbeit zur Erstellung eines Tourneeplanes, bei der Schaffung eines Netzwerkes von theaterinteressierten Kommunen bis hin zur Verwaltung und laufenden Kontrolle unserer Buchhaltung.
In den ersten zwei Spielzeiten liefen die Telefondrähte zwischen uns heiß. Unzählige Absprachen waren nötig, der Theatersommer beherrschte nicht nur meinen, sondern auch seinen Alltag.
Bei all seinem Engagement blieb er bei den Proben stets in der zurückhaltenden Beobachterrolle und bezog seine Freude aus der Tatsache, dass er zum Wegbereiter einer weiteren dauerhaften kulturellen Einrichtung geworden war. Es war darum auch bezeichnend für ihn, dass er sich zu dem Zeitpunkt aus der Pionierarbeit zurückzog, als “der Karren lief” und im Jahre 1995 ein Trägerverein für den Theatersommer geschaffen worden war.
Im Juni 2020 ist Wolfgang Pietschmann im Alter von 71 Jahren nach langer schwerer Krankheit verstorben.
Dankbar schaue ich auf unsere gemeinsamen “Gründerjahre” zurück. Der Fränkische Theatersommer, der mittlerweile ganz Oberfranken und die angrenzenden Regionen bespielt und im Jahr 2008 Landesbühnenstatus erhielt, wird ihm ein ehrenvolles Andenken bewahren
Jan Burdinski