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Fränkischer Theatersommer

Kritik zur Premiere von „Martin Luther & Martin Luther King“ am 29.01.2017 in Pegnitz

Stehender Beifall in Pegnitz für Luther-Performance
Martin Luther und Martin Luther King standen im Zentrum

Martin Luther und Martin Luther King waren zwei Provokateure der Wahrheit und zwei Träumer. Sie lebten zu ganz unterschiedlichen Zeiten, sind einander in ihrem Denken jedoch ähnlich. In einer Sprach- und Musikperformance konnten die Besucher in der Bartholomäuskirche am Sonntagabend beide Männer kennen und verstehen lernen.

Der Andrang war überwältigend, der Applaus nach rund 90 Minuten auch. Bürgermeister Uwe Raab war der Erste, der stehend Beifall gab. Viele folgten seinem Beispiel. „Fantastisch“ und „Das sollte man wiederholen“, waren Reaktionen, die mehrfach von den Besuchern zu hören waren. Dekan Dr. Gerhard Schoenauer persönlich hatte die Rolle des zweifelnden Mönchs Martin Luther übernommen, der mit seinen Thesen und seinen Schriften die Menschen des frühen 16. Jahrhunderts von der Notwendigkeit einer Erneuerung der katholischen Kirche überzeugte.

Zwist mit dem Papst
Luthers Thesen gegen den Ablass waren Auslöser für die Reformation und den Zwist mit der Amtskirche und dem Papst. „Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir.“ Diese Aussage Luthers vor dem Reichstag in Worms, zu dem er zitiert worden war, um seine Schriften zu widerrufen, ist vielen Zuhörern bekannt.

Luther wollte keine Spaltung der Kirche, sondern eine Erneuerung. Das wurde schnell deutlich. Und er machte auch Fehler. Er rief die Fürsten dazu auf, mit Strenge und Waffengewalt gegen die Bauern vorzugehen. Er äußerte unverhohlen seinen Hass den Juden gegenüber. Eine Auffassung, die in der deutschen Geschichte noch zu großem Leid führen sollte. Die Ausbreitung der Reformation war vor allem dem Buchdruck und der Musik zu verdanken. Nahezu genial war die Idee, Flugblätter mit einem der bekanntesten Luther-Lieder „Ein feste Burg“ von der obersten Empore in das Kirchenschiff schweben zu lassen. Die Besucher sangen das Lied mit großer Andächtigkeit.

Für ein wahres Gänsehaut-Gefühl sorgte das bekannte „We shall overcome“, das Martin Luther King gerne angestimmt hat, um der Protestbewegung in Amerika Mut zu machen. Sein Motto war stets „keine Gewalt“ und doch kam der Menschenrechtsaktivist im April 1968 gewaltsam um. Viele Jahre lang hatte der Baptistenpfarrer für die Gleichberechtigung der schwarzen Bevölkerung, gegen die Unterdrückung und für die soziale Ungerechtigkeit gekämpft, hatte sich stets für Nächstenliebe ausgesprochen. Martin Luther heftete 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche von Wittenberg, Luther King hämmerte 48 Thesen an die Tür des Rathauses von Chicago.

Luther King forderte öffentlichen Wohnungsbau, Kindergärten, eine funktionierende Müllabfuhr, Straßenreinigung und einen Gebäudekontrolldienst für die von Vermietern vernachlässigten Wohnungen im Ghetto sowie öffentliche Toiletten. Er verlangte Ausbildungsplätze und Beschäftigungsmöglichkeiten für Schwarze und Latinos. Seine Lieblingslieder waren Blues-Songs. „Sie greifen die härtesten Realitäten auf und verwandeln sie in Musik.“

Diese Kunst verstand Wolfgang Rehmert hervorragend. Der blinde Blues-Gitarrist aus Bayreuth spielte mit einer Inbrunst und einer Sicherheit, dass man den Eindruck hatte, einen Farbigen sein trauriges Lied singen zu hören.

Martin Luther und Martin Luther King waren beide mutig. Sie riskierten beide ihr Leben. Sie begeisterten sich für Musik. Beide hätten sicher ebenso frenetisch der Perkussionsgruppe Okafo und dem Organisten Jörg Fuhr ihren Beifall gezollt. „I have a dream“ – Diese Kernaussage von Martin Luther King ist noch heute in jedem Schulbuch zu lesen.

Die Idee eines gemeinsamen Projekts des Dekanats mit dem Theatersommer Fränkische Schweiz – Leiter Jan Burdinski war neben Gerhard und Ulrike Schoenauer der dritte Sprecher der ausgewählten Texte der beiden Reformer – entstand eher zufällig bei einem Treffen. Die Premiere soll nicht die einzige Aufführung bleiben. Anfragen gebe es laut Burdinski aus Tüchersfeld, Wonsees und aus dem sächsischen Werdau. Bundestagsabgeordneter Hartmut Koschyk brachte auch ein Gastspiel in der Berliner Marienkirche ins Gespräch.

Von Brigitte Grüner
Erschienen am 31.01.2017 auf www.nordbayern.de

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