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Fränkischer Theatersommer

Im Gut Kutzenberg Corona lachend Paroli bieten

Am Bühnenrand des Gartentheaters von Gut Kutzenberg wird noch gearbeitet. Intendant Jan Burdinski
weiß allerdings schon, dass das Ensemble des Fränkischen Theatersommers Shakespeares
„Sommernachtstraum“ heuer nicht aufführen kann. Die Hoffnung, die neue Bühne in diesem Sommer zu
Foto: Annette Körber

Es hätte alles so schön sein können. Am 6. Juni hätte das Ensemble des „Fränkischen Theatersommers“ auf Gut Kutzenberg die Premiere von Shakespeares „Sommernachtstraums“ feiern wollen. Intendant Jan Burdinski hatte eigens Musik dazu komponieren lassen. Im Hang hinter der Bühne des Gartentheaters haben seine Techniker Wege und Stufen angelegt – zwischen Sträuchern und Bäumen hätten hier Oberon, Titania und ihre Elfen, zwei verliebte Paare, ein paar Handwerker und natürlich Puck ihr Verwirrspiel rund um die Liebe aufführen sollen. Und jetzt?

Jetzt herrscht Ausgangsbeschränkung. Der Probenbetrieb ruht, große Produktionen sind auf nächstes Jahr verschoben. „Den ,Sommernachtstraum‘ mit Masken spielen?“ Burdinski schüttelt den Kopf. „Absurd.“

„Den ,Sommernachtstraum‘ mit Masken spielen? Absurd.“

Jan Burdinski, Intendant

Wie so viele Kulturschaffende wissen auch die Künstler der Landesbühne Oberfranken wegen der Corona-Pandemie nicht, wie es weitergehen soll. „Wir sitzen auf glühenden Kohlen. Wir haben keine Möglichkeit zu planen“, verdeutlicht der Intendant. Und doch will er die Hoffnung nicht aufgeben, bald wieder spielen zu können. Schließlich sind Versammlungen unter freiem Himmel mit maximal 50 Personen ja wieder erlaubt.

Für die Aufführungen braucht er Ausnahmegenehmigungen des Gesundheitsamtes unter Berücksichtigung des Infektionsschutzgesetzes. Burdinski arbeitet gerade an den Anträgen inklusive Hygiene- und Parkplatzkonzept.

Der „Fränkische Theatersommer“ hat zwei entscheidende Vorteile gegenüber anderen Ensembles: Erstens, er spielt größtenteils unter freiem Himmel, wo sich die Vorgaben anlässlich der Corona-Pandemie besser umsetzen lassen. Im Gartentheater von Gut Kutzenberg sowieso, da gibt es reichlich Platz für 50 Gäste. Nur das Brückentheater in Bad Staffelstein, das müsste wohl in den Kurpark umziehen – oder nach Gut Kutzenberg. Zweiter Vorteil: Das Ensemble hat viele Solostücke beziehungsweise Stücke für einen Schauspieler und einen Musiker im Repertoire. Da lässt sich auch auf der Bühne der Abstand einhalten.

Von „Engel auf Erden“ bis „Roll on, Beethoven“

Intendant Jan Burdinski auf der Fläche vor der Bühne: Hier würde er locker 50 Besucher unterbringen und die Abstandregel… Foto: Annette Körber

Burdinski greift sich das Programmheft und fängt zu blättern an. „Engel auf Erden“ – das geht. „Der Geräuschlose“ auch, „Roll on, Beethoven“, „Ein Nasshorn und ein Trockenhorn“, „Liebeleien und Beziehungskisten“, „Aus dem Leben eines Taugenichts“: Sechs Stücke könnte die Landesbühne aufführen, problemlos, hoffentlich ab Juni. Dem Intendanten fehlt nur noch das entscheidende Signal aus München.

Ärger oder gar Ungeduld lässt Burdinski nicht erkennen, er klagt auch nicht. „Die Politiker tun sich auch schwer mit ihren Entscheidungen. Ich möchte nicht in ihrer Haut stecken“, zeigt er Verständnis.

Kein „fliegender Holländer“, kein Workshop „Catch the moment“

Natürlich: Vieles, in das er und sein Team schon viel Zeit und Energie gesteckt haben, müssen sie für dieses Jahr abhaken. Neben dem „Sommernachtstraum“ gehört „Der fliegende Holländer“ dazu und vorerst auch die Krimikomödie „Mörderkarussell“. Außerdem der Workshop „Catch the moment“, der Ende Juli hätte stattfinden sollen und inhaltlich zwischen Tanz und Theater angesiedelt ist: ein Angebot für alle, die selbst mal „in den Ring steigen“ wollen, vor allem für Amateurtheatergruppen. Aber dafür braucht es Nähe – zurzeit nicht machbar. Geplant war auch mehr Zusammenarbeit mit Schulen, der Gemeinde Ebensfeld, dem Bezirksklinikum. Viele neue Aufgaben, auf die sich Burdinski gefreut hatte. Aber jetzt überlagert Corona alles.

Arbeit findet sich trotzdem genug, im Garten etwa oder in der Vorbereitung der nächsten Saison, für die bereits Bühnenbilder und Kostüme entstehen. Seine beiden Techniker will er deshalb auch nicht in Kurzarbeit schicken.

Der Intendant bleibt gelassen. „Ich bin auf alles gefasst. Man lernt im Theater, sich auf verschiedene Situationen einzustellen“, erklärt er seine positive Grundhaltung. Aber das Ensemble, das sei schon traurig. Nicht nur wegen der bereits investierten Arbeit und der Vorfreude. Schließlich will ein Schauspieler vor allem eins: auf der Bühne stehen. Die freiberuflichen Künstler seien aber auch angewiesen auf diese Engagements.

Die freiberuflichen Künstler brauchen die Engagements

Ein wichtiger Grund für Burdinski, nichts unversucht zu lassen, zumindest die Hälfte der eigentlich geplanten 180 Veranstaltungen doch noch zu zeigen. Schließlich gibt’s nur ein Honorar für die Schauspieler, Musiker und Kabarettisten, wenn sie spielen.

Für die Landesbühne selbst, bei der neben ihm noch zwei Techniker und eine Bürokraft fest angestellt sind, wird es finanziell gesehen ab Juli eng, sagt der Intendant. Aber damit rechne er nicht. Stattdessen schaut er voller Optimismus nach vorn: „Wir geben uns noch nicht geschlagen, wir möchten Corona Paroli bieten.“

Es sei doch jetzt besonders wichtig, Abstand zu nehmen. Nicht nur zum Mitmenschen, sondern auch zur Situation. Dann könne man sie auch mit Humor nehmen: „Wir laden alle Zuschauer ein, herzlich durch die Maske zu lachen. Und Klatschen ist ja auch nicht verboten.“ So sei eine Kommunikation mit dem Publikum weiterhin möglich: „Bei uns gibt es keine Geisterspiele“, verspricht der Intendant.

„Wir geben uns noch nicht geschlagen, wir möchten Corona Paroli bieten.“

Jan Burdinski, Intendant

Dass viele Stammgäste ihr Theater vermissen, bezeugen die Kartenbestellungen, die jetzt schon eingehen. Obwohl doch noch gar nicht klar ist, wann wieder gespielt werden darf. „Die sagen, wir kommen auf Teufel komm raus“, freut sich Burdinski. Und überlegt: Das müsste doch eigentlich sogar neugierig machen: Wie ist denn so ein Zuschauer-Feeling zu Corona-Zeiten? Das Theater, so der Künstler, hat die Chance, das Gefühl der Isolation zu durchbrechen. Wenn es denn endlich so weit ist. Am „Fränkischen Theatersommer“ soll es jedenfalls nicht liegen. „Wir sind gewappnet für Programm B. Und wir hoffen auf ein Publikum mit Humor und Freude – und Masken.“

Quelle: https://www.obermain.de/lokal/bad-staffelstein/im-gut-kutzenberg-corona-lachend-paroli-bieten;art2486,833984

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