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Fränkischer Theatersommer

Tolle Pressekritik zu „Der eingebildete Kranke“ in Kupferberg

26. Mai 2015, Frankenpost (S. 10)

 

Eine köstliche Leistung

Das Gastspiel des Fränkischen Theatersommers in Kupferberg erweist sich als Volltreffer. Mit dem „eingebildeten Kranken“ kommt die Bühne bei den Besuchern bestens an.

 

 

Kupferberg – Eingebildete Krankheiten und eingebildete Lieben können das Leben ganz schön versauen. Das wusste schon vor weit mehr als 300 Jahren Molière, als er seine längst weltberühmte Komödie „Der eingebildete Kranke“ schrieb, die am 10. Februar 1673 in Paris uraufgeführt wurde. Bei einer spritzigen und rasanten Umsetzung des Fränkischen Theatersommers am Samstagabend in der Kupferberger Stadthalle zeigte sich, dass das Thema auch heute nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat und das Publikum nach wie vor begeistern kann.

 

Eine köstliche schauspielerische Leistung liefert in dem Stück Thomas Glasmeyer in der Titelrolle des Argan ab. Er gibt einen Hypochonder par excellence, der es in höchster Vollendung versteht, zu lamentieren, Ach und Weh zu schreien um seinen eigenen, scheinbar ach so besorgniserregenden Gesundheitszustand. Unterstützung erfährt er dabei von seinem Hausarzt Purgon (Markus Veith), der gerne bereit ist, die fiktiven Beschwerden Argans zu teilen und ihm teure Medikamente zu verschreiben. Die akribisch durchgeführten Kürzungen, die Argan an den Rechnungen Purgons vornimmt, kann dieser leicht verschmerzen. Wunderbar versteht es Markus Veith, auf der Bühne die personifizierte Gier zu verkörpern, zunächst die nach Geld, später die nach einem jungen, gut proportionierten Frauenkörper, als Argan nämlich beschließt, seine Tochter Angelique (Bettina Wagner) mit dem Arzt zu vermählen-um diesen möglichst ständig in seiner Nähe zu haben.

 

Hinreißende Bonmots

Mit hinreißenden Bonmots fasziniert Purgon die rund 50 Besucher, wenn er beispielsweise Argan Blut abnimmt, um ihn somit „Zur Ader und snäter auch noch bluten zu lassen!“. Oder wenn er ihm versichert, dass er ihm so teuer sei, dass er ihm keine billigen Medikamente verschreiben kann.

 

Wenn es auf der einen Seite Argan mit Argusaugen immer wieder gelingt, irgendwelche Wehwehchen an sich zu entdecken, ist er andererseits blind, was die Gefühle seiner zweiten Frau Beline (Laura Mann) betrifft. Wenn sie sich rührend um ihren Gatten kümmert, ihn tätschelt und liebkost und ihr dabei die Geldgier förmlich aus sämtlichen Poren springt, übersieht er diese und stellt nur fest: „Was liebt mich diese Frau. Ihre Zärtlichkeit für mich grenzt ans Wunderbare!“ Die Situation scheint aussichtslos für Angelique, mit ihrem Geliebten Cleante (Marc Borchert) zusammen zu kommen, auch wenn Dienstmädchen Toinette (Heidi Lehnert) ihr zur Seite steht, die die wahren Motive Belines ebenfalls durchschaut hat. Beline arbeitet daran, mit ihrer Freundin Madame de Bonnefoi (Clarissa Hopfensitz) Argan zum Ändern seines Testamentes zu ihren Gunsten zu überreden.

 

Göttliche Gesangseinlage

Die Peripetie in dem Stück kristallisiert sich heraus mit dem Erscheinen von Argans Bruder Berald (Stephan Bach), der ihm eindringlich ins Gewissen redet und ihm verdeutlicht, dass er keinen Menschen kennt, der weniger krank ist als er. „Es sterben mehr Menschen an ihren Arzneien als an ihren Krankheiten“, diagnostiziert er beim Betrachten Argans. Einfach göttlich seine Gesangseinlage nach der Melodie „Oh mein Papa“, wenn er singt „Oh du Klistier, du bist des Bruders Freudenquell!“

 

Als Arzt verkleidet, der im besten fränkischen Dialekt Argan anstelle von Medikamenten Schwarte, Bratwürste und Klöße als Mittel gegen seine Beschwerden nahe legt, gelingt Toinette zwischendrin ein kleines, vorzügliches Intermezzo.

 

Da es aber kein Ankommen gegen die Starrköpfigkeit Argans gibt, müssen Berald und Toinette gleichzeitig mit Engels- und gespaltenen Zungen auf ihn einreden, indem sie eine List anwenden und ihn überzeugen, sich tot zu stellen, um somit zu erfahren, wie sehr ihn seine Frau wirklich liebt. Als vermeintlich Gestorbener erkennt er endlich die wahre Liebe seiner Tochter und die wirklichen Absichten seiner Frau. Einem Happy End steht nichts mehr im Weg.

 

Die einfallsreiche und beschwingte Umsetzung des Stücks macht Spaß und bietet einen permanenten und intensiven Angriff auf die Lachmuskeln. Durchwegs beeindruckende schauspielerische Leistungen, aber auch die mit Bedacht ausgesuchten, originellen Kostüme überzeugen. Was man nach zum Schluss des Stücks diagnostizieren kann? Wohl nur eins: Lachen ist gesund!

 

Von Rainer Unger

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