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Fränkischer Theatersommer

Pressekritik: „Das Orangenmädchen“ in Bad Staffelstein

Große Gefühle auf drei Zeitebenen

Poetische Momente im Kurpark: Fränkischer Theatersommer begeistert mit „Das Orangenmädchen“ nach Jostein Gaarder


„Stell dir vor, du könntest selbst entscheiden, ob du auf die Welt kommen willst.“ Georg ist noch zu klein, als sein Vater Jan Olav diese Zeilen schreibt. Im Wissen über seinen nahenden Tod schreibt er seinem Sohn einen langen Brief über sein Leben und seine Suche nach dem geheimnisvollen Orangenmädchen. In einer Papprolle versteckt findet Georg den an ihn adressierten Brief erst zwölf Jahre später.


Nach Jostein Gaarders gleichnamigem Roman „Das Orangenmädchen“ inszenierte Regisseurin Ruth Weisel ein romantisches Märchen voll poetischer Momente. Aufgeführt wurde es am Donnerstagabend auf der Seebühne im Kurpark. Es war die erste Vorstellung des Fränkischen Theatersommers außerhalb des Brückentheaters.

Im Mittelpunkt steht die Liebesgeschichte zwischen dem mittellosen Medizinstudenten Jan Olav (Markus Veith), der 1985 in einer Kunstgalerie in Oslo ein geheimnisvolles Mädchen (Clarissa Hopfensitz) trifft, das seinen Weg danach noch mehrmals kreuzen wird. Ein Mädchen, das immer eine Tüte mit Orangen dabei hat. „Warum trug sie so viele Orangen mit sich“, fragt sich Jan Olav mehr als einmal. Leidet sie unter Skorbut, grassiert in ihrer Familie die Grippe, arbeitet sie in einer Bar?

Die Geschichte wird über drei Zeitebenen erzählt, die kunstvoll miteinander verwoben sind, sich dem Zuschauer aber dank sparsamer Requisiten und geschickter Regieführung leicht erschließen. Für Georg (Johannes Leichtmann) ist es zunächst eine Reise in die Vergangenheit, bis er entdeckt, dass es auch ein Stück weit seine eigene Geschichte ist.

Und das nicht nur vor dem Hintergrund, dass das rätselhafte Orangenmädchen seine eigene Mutter Veronika ist. Auch Georg befindet sich gerade im Anfangsstadium einer Beziehung zu Isabell (Marina Pechmann), die unter seiner Unentschlossenheit leidet.

Vater Jan Olav versucht alles, um jenes geheimnisvolle Mädchen im orangefarbenen Anorak mit der Orangen-Tüte im Arm zu finden. Schließlich trifft er sie in einen Großmarkt in Oslo wieder, um sie dann doch wieder für ein halbes Jahr zu verlieren. In einem Orangenhain in Spanien gesteht er ihr seine Liebe und erfährt, dass sich beide schon aus Kindertagen kennen. Veronika ist Malerin geworden, am liebsten malt sie Orangen. Das schriftliche Vermächtnis seines Vaters und die eingangs erwähnte Frage lässt Georg auch über seine eigene Zukunft nachdenken.

Selbstzweifeln und Trauer trotzen
Was würde er tun, wenn er schon vor seiner Geburt wüsste, was ihn erwartet. Die vermasselte Schularbeit beispielsweise, die Liebe, die nur Kummer bringt oder die Freunde, die ihn eines Tages einmal verlassen werden. Georg entscheidet sich für die Liebe zu Isabell. Denn trotz Selbstzweifel und der Trauer um den Tod eines geliebten Menschen geht das Leben dennoch weiter. Dies konnte Jan-Olav seinem Sohn zwar nicht mehr sagen, aber doch durch die richtigen Fragen mitteilen. Die Geschichte der Eltern und damit auch der Liebe ist kein Bild, das sich so einfach übermalen lässt.

Trotz der drei Zeitebenen, die streckenweise auch parallel nebeneinander laufen, erzählt die Inszenierung eine geradlinige Geschichte. Gefühlvolle Lieder und die großartige Leistung der Hauptdarsteller machten den Theaterabend zu einem besonderen Erlebnis. Dafür gab es am Ende viel Applaus.

VonGerda Völk

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