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Fränkischer Theatersommer

Presseartikel: „Die über Schatten tanzen“

Die über Schatten tanzen
Um die Traumata der Kriegskinder von einst und ihr Erbe dreht sich eine Stepptanz Theater-Collage, die morgen in einem Bamberger Seniorenheim erstmals zu sehen ist. Über Hintergründe sprachen wir mit den Künstlern



Bamberg – Sie waren Kinder, als die Bomben fielen. Als Bambergs Zentrum brannte und sich in eine Trümmerwüste verwandelte.Tote, Verletzte, Verschüttete. Menschen in Panik, auf der Flucht: Was richten solche Erlebnisse mit der Psyche von Jungen und Mädchen an? Wie beeinflussen sie ihr weiteres Leben, das Leben nachfolgender Generationen? Diese Fragen stellten Alexander von Hugo und Michaela Duhme Kriegskindern von einst und ließen die Antworten in eine Theater-Collage fließen: Morgen präsentieren die beiden singenden und tanzenden Akteure ihr Projekt erstmals in einem Bamberger Seniorenheim.

Die besondere Aktualität liegt auf der Hand, so Alexander von Hugo: In Zeiten von Kriegen, Flucht und Vertreibung fing der Wuppertaler mit Michaela Duhme Stimmen derer ein, die Todesangst, Verzweiflung, Gewalt, Hunger und Kälte noch auf deutschem Boden erlebten. „Wenn wir über Schatten tanzen“, nannte das Duo seine Collage, die nach der Bamberger Uraufführung mit dem Fränkischen Theatersommer auf Tour geht und im August wieder in der Domstadt beim Open Air in
Geyerswörth zu erleben ist.

Zwei Stühle, ein Tisch, ein altes Radio, aus dem Schlager wie „Musik, Musik, Musik (Ich brauche keine Millionen)“ tönen. Zurück in die 30er, 40er und 50er Jahre sollen sich Zuschauer über Lieder von Peter Kreuder und Friedrich Hollaender ziehen lassen. Als Sänger, Tänzer
und Schauspieler beschwören die beiden Protagonisten die Vergangenheit herauf, „die unsere Eltern- und Großelterngenerationen prägte“. In ihrer Kindheit erlebten heutige Senioren „ja schuldlos den Krieg, ebenso wie die Kriegskinder, die gegenwärtig weltweit auf der Flucht sind“.

Mit ihrer Stepptanz-TheaterCollage schlagen von Hugo und Duhme den Bogen zwischen einst und heute. In Seniorenheimen von Auerbach, Coburg und Bayreuth fingen sie im Januar die Stimmen älterer Menschen ein, die den Krieg noch erlebten. „Was würden Sie tun, wenn Sie nochmal 20 wären?“, war eine Frage, die die Künstler den Senioren stellten. Woran sie als Kinder, die mit den Verbrechen der NS-Zeit konfrontiert wurden, noch glauben konnten. „Eine Frau hätte gerne noch einmal ihre große Liebe wiedergetroffen. In jene Jahre aber wünschte sie sich nicht zurück“, berichtet Michaela Duhme, die seit einiger Zeit in Bamberg lebt. Wie der Seniorin ging es anderen Befragten, die schlimme Erlebnisse zu verdrängen lernten. „Vieles gestanden sich diese Menschen offenbar nicht ein“, so Alexander von Hugo. Auch die Schuld der Eltern, die hinter der Ideologie der NS-Zeit standen, blieb in den meisten Familien ein Tabu. „Und all die offenen Fragen, die Verunsicherung und Ängste, die sich daraus entwickelten, vererbten sich von Generation zu
Generation weiter.“

Wünsche reiner Luxus
Gab’s einen Satz oder ein Erlebnis, das die beiden Tänzern besonders berührte? „Dass man verlernen kann, sich überhaupt noch etwas zu wünschen. So meinte einer unserer Gesprächspartner, lange sei es ihm nur ums blanke Überleben gegangen.“

All diese Erfahrungen und Emotionen flossen in die Bühnen-Collage ein: eine Collage, die dem Lebensrhythmus einer vergangenen Jugend nachspürt. Dementsprechend wählten die Senioren auch die Schlager, die zum Soundtrack wurden. Übrigens erlebt man mit Michaela Duhme auf der Bühne eine zweifache Deutsche Meisterin im Stepptanz. Schon als Kind fand die Künstlerin zu ihrer Passion, nicht anders als Alexander von Hugo.

Von Petra Mayer

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