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Fränkischer Theatersommer

Kritik zur Aufführung von „JUDAS“ in Marktzeuln

Tränenreiche Rechtfertigung
Niedergeschlagen vergräbt der Mann auf der Bühne sein Gesicht in den Händen. Als er wieder aufblickt, rollen Tränen über seine Wangen. Verständlich ist seine Trauer. Sein Name steht sinnbildlich für Verrat: Judas. Rund 2000 Jahre, nachdem er Jesus an die Römer auslieferte, ist es nun für ihn Zeit, diesen reinzuwaschen und Stellung über seine Tat zu beziehen. „Immer wieder gelte ich als abschreckende Kreatur“, ruft er und breitet seine Arme aus, „ich hätte gerne wieder einen Namen.“

Die menschliche Seite
Spärlich ist das Bühnenbild bei dem einstündigen Theaterstück im Jugendheim Marktzeuln: Ein Baumstumpf in der Mitte der Bühne, eine alte Truhe, eine Kerze und eine Schüssel mit Wasser – mehr braucht es nicht. So kann sich das Publikum ganz auf Christoph Auer in seiner Rolle als Judas konzentrieren und darauf, was er zu sagen hat. Für einige emotionale Momente sorgt der Schauspieler vom Fränkischen Theatersommer und regt zum Nachdenken an. Und zeigt die menschliche Seite des Mannes, der als Inbegriff des Verräters gilt.
„Ich erzähle euch eine unbekannte Geschichte“, beginnt er seinen Monolog. Eine Geschichte, die von der biblischen Darstellung abweicht. Drei Jahre lebte Judas mit Jesus zusammen. Eins ist in seiner Erzählung sofort auffällig. Niemals nennt er Jesus bei seinem Namen. Es ist immer nur die Rede von „Er“. Stets sah Judas in ihm einen Meister, aber vor allem sah er in ihm einen Freund. Nichts mehr wünschte er sich als dessen Erfolg gegen die Römer. Stolz fühle er sich, ein Teil dieser Bewegung gewesen zu sein, erinnert sich der Apostel. Als Jesus gemeinsam mit seinen Jüngern endlich Jerusalem erreichte, änderte sich jedoch alles. Jesus betrat die Stadt als Verfolgter. Der Judas dieser Geschichte wollte jedoch den Tod Jesu nicht. „Woher hätte ich wissen sollen, dass so viele Menschen seinen Tod wünschten?“, sagt er.
Aufrichtig sieht er nun ein, dass er einen Fehler begangen hat. Seine Tat möchte er nicht entschuldigen. Deswegen wählte Judas damals den Freitod und erhängte sich an einem Baum. „Ich habe die Schuld auf mich genommen“, erklärt er seine Entscheidung, „jemand musste es tun.“

Ein falsches Bild
Nichtsdestoweniger hätten die Menschen ein falsches Bild von ihm, findet er. Seit 2000 Jahren versuchten sie, ihn zu begreifen, doch sie schafften es nicht. Verpönt ist seither sein Name, international sogar verboten. „Ich heiße Judas Ischariot und ich bin stolz auf meinen Namen“, ruft er abschließend.

Lautstarken Applaus erntet Christoph Auer nach seiner beeindruckenden Darbietung. Mehrere Male kehrt er hinter dem Vorhang auf die Bühne zurück und verbeugt sich.

Erschienen auf www.infranken.de am 2. April 2017

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